Vom Scribble zur Fotostrecke
Denkanstoß #11
Bilder sind „schnelle Schüsse in’s Gehirn“
So hat es der Marketingwissenschaftler Werner Kroeber-Riehl mal formuliert. Bilder werden vom Gehirn erheblich schneller verarbeitet als Text und stimulieren zusätzliche Hirnregionen. Deshalb wird unsere Welt (also die der Markenkommunikation) von Bildern regiert und deshalb spielen starke Bilder eine ganze zentrale Rolle.
Nicht nur bei einem Plakat- oder Anzeigenmotiv, sondern auch und vor allem im Content-Marketing lohnt sich der Aufwand starke Fotos zu produzieren. Wer in einem Medium wie Instagram auffallen und gefallen möchte, der muss sich heutzutage schon etwas Mühe geben. Übrigens: Auch google rankt mittlerweile eigenständige Bilder besser als Motive, die es mehrfach findet. Zum Beispiel in Stock-Archiven.
Wie kommt man aber zu eigenen Fotos für den Content? Dazu möchte ich euch auf eine Reise in den Schwarzwald mitnehmen, wo an einem Tag mehrere Bildstrecken für das Online-Magazin „Pssst…“ von Black Forest still entstanden sind. An diesem Beispiel lassen sich die Schritte, die vor dem eigentlichen Shooting stattfinden, ganz gut nachvollziehen.
Exposee, Look-and-Feel, Foto-Briefing
Na klar, zuerst muss eine Idee, eine Vision, ein Konzept – wie immer man das nennen möchte – stehen. In unserem Fall ist die Idee, ein Magazin rund um die Themen Achtsamkeit und Stille (Stille beginnt im Kopf) zu realisieren. Auf dieser Basis haben wir kurze Exposees der Artikel und ein ausführliches Fotobriefing erstellt, das mithilfe von Moods und Beispielbildern, den Look-and-Feel unserer Fotoserie definiert.
Location & Model
Damit ausgerüstet begab sich der Fotograf nach einem ausführlichen Briefinggespräch auf die Locationsuche. Wichtig: Je klarer alle Beteiligten dieselbe Vision teilen, umso zufriedener werden am Ende alle mit dem Ergebnis sein. Deshalb sind ein intensiver Austausch und ein gutes Verständnis des jeweils anderen sehr wichtig. Aber zurück zu den Locations: Als Schwarzwald-Kenner wusste Andy schon ungefähr, welche Stellen infrage kommen. Diese Stellen hat er eines sonnigen Vormittags abgefahren und Fotos davon gemacht. Parallel wurden verschiedene Sed-Cards abgestimmt. Die Entscheidung fiel schnell und einhellig zugunsten von Model und Schauspielerin Farina Giesmann.
Scribbles & Produktionshandbuch
Auf Basis der Locationfotos konnten wir im nächsten Schritt die Motive genauer ausdefinieren. Mithilfe von Scribbles wurden jede Szene und jede Perspektive möglichst exakt angerissen und auf die örtlichen Gegebenheiten getrimmt. Hier stellen wir das Model auf diesen Stein, hier machen wir eine Panoramaaufnahme und so weiter. Aber auch welche Kleidung das Model tragen soll, welche Accessoires erforderlich sind und wie das Produkt integriert werden soll, wurde weitestgehend schon festgehalten. Das Ergebnis: ein Produktionshandbuch mit über 20 verschiedenen Scribbles.
Wichtig: Das PPM (oder mehrere)
Das Pre-Production-Meeting (PPM) ist in dem gesamten Prozess ein ganz entscheidender Schritt – das habe ich über die Jahre gelernt. Im Rahmen dieses Meetings sprechen alle Beteiligten auf Basis des Produktionshandbuchs die Produktion durch. So besteht die Möglichkeit, letzte Missverständnisse auszuräumen und Motive zu korrigieren. Außerdem wird in diesem Rahmen gemeinsam das Vorgehen abgestimmt. Welches Motiv schießen wir zuerst? Welches ist logistisch als Nächstes am besten? Da hier alle zusammensitzen, können alle Anforderungen berücksichtigt werden. Am Ende steht im besten Fall ein konkreter Produktionsplan, der das organisatorische Herzstück der Produktion bildet. Wenn nach dem ersten Meeting noch kein Plan steht, sollten die offenen Fragen geklärt werden und ein weiteres Meeting einberaumt werden.
Unser wichtigster Begleiter: Das Regenradar
Aus organisatorischen Gründen konnte das Shooting nur innerhalb eines bestimmten Zeitfensters stattfinden. Da das Shooting Outdoor stattfinden sollte, waren wir auf halbwegs passables Wetter angewiesen. Leider war die Wetterprognose für den Zeitraum nicht immer eindeutig. Deshalb war der tägliche Blick auf diverse Vorhersage-Tools und vor allem das Regenradar für unser Timing unerlässlich. Und siehe da: nach anfänglicher Abwesenheit, zeigte sich dann am großen Tag tatsächlich auch die Sonne.
Das Shooting
Nach einem etwas trüben Start in den Tag mussten wir aufgrund von Nebel sofort etwas umdisponieren. Dank eines konkreten Plans und der Professionalität aller Beteiligten, war das aber überhaupt kein Problem, denn: Gute Planung vereinfacht auch das Improvisieren. Nachdem Licht und Monitor aufgebaut waren, konnten wir zügig loslegen und die ersten Motive produzieren. Die professionelle Atmosphäre und nicht zuletzt die gute Laune von Model und Schauspielerin Farina Giesmann, Fotograf Andy Räsch und Juliane Metz von Peterstaler machten die Arbeit dann zum Vergnügen. Vor allem beinahe magische Orte wie die Geroldsauer Wasserfälle waren eine willkommene Abwechslung zum Büro.
Mein Fazit
Wie ein Fotoshooting abläuft, haben wir ja alle zur Genüge bei Heidi Klums Model-TV gesehen. Was man dort aber nicht sieht, ist die Vorarbeit, die in ein Fotoshooting fließt. Planung und Abstimmung sind mehr als die halbe Miete bei größeren Fotostrecken. Wer genau weiß, was zu tun ist und wie er in der Zeit liegt, kann dann auch mal vom Plan abweichen, improvisieren und auch mal Ungeplantes zulassen. Zum Beispiel, wenn das Wetter nicht ganz mitspielt ;-)
Den ersten Artikel findet Ihr übrigens hier: https://www.blackforest-still.de/pssst-das-magazin.html
Nutze die Kraft starker Bilder und....